Das Vermüllungs-Syndrom ist ein immer häufiger auftretendes Problem in unserer Gesellschaft. In meiner Tätigkeit als Aufräum-Coach für Menschen mit Messie-Syndrom werde ich zunehmend von jüngeren Menschen kontaktiert. Viele von ihnen leiden unter Burnout oder langwierigen Depressionen, was sie daran hindert, ihren Haushalt zu führen und Ordnung zu halten.
Depression ist die am häufigsten auftretende psychische Erkrankung. 10% der Bevölkerung weisen mittelschwere bis schwere Depressionssymptome auf. Frauen (12%) und junge Menschen (19%) sind häufiger betroffen als Männer (8%) und Personen ab 65 Jahren (4%).
BFS – Schweizerische Gesundheitsbefragung (SGB)
Mögliche Ursachen für das Vermüllungs-Syndrom
- Weltpolitische Unsicherheiten und wirtschaftliche Instabilität
Die derzeitige weltpolitische Lage, geprägt von Kriegen, Unsicherheiten und Inflation, trägt zur Zunahme von Depressionen bei. Menschen fühlen sich überfordert und hilflos angesichts der vielen negativen Nachrichten und der instabilen wirtschaftlichen Lage.
Beispiel: Eine Klientin von mir hat vor kurzem ihren Job wegen wirtschaftlichen Sparmaßnahmen verloren. Sie sagte, dass sie sich durch die ständige Berichterstattung über die unsichere politische und wirtschaftliche Lage zusätzlich belastet fühlt. Diese Sorgen führen dazu, dass sie sich immer mehr in ihr unaufgeräumtes Zuhause zurückzieht.
- Soziale Isolation und Hilflosigkeit
Menschen, die unter dem Vermüllungs-Syndrom leiden, neigen dazu, sich sozial zu isolieren. Sie schämen sich für den Zustand ihrer Wohnung und vermeiden es, Freunde und Familie einzuladen. Diese Isolation verstärkt die Depression und das Gefühl der Hilflosigkeit.
Beispiel: Eine Mittdreissigerin, die ich betreue, hat ihre Freundschaften vernachlässigt, weil sie sich für das Chaos in ihrer Wohnung schämt. Ihre Isolation hat zu einer Verschlechterung ihrer psychischen Gesundheit geführt. Sie fühlt sich zunehmend allein und hilflos.
- Fehlende Unterstützung durch Institutionen
Viele Institutionen sind nicht ausreichend darauf vorbereitet, Menschen mit Messie- oder Vermüllungs-Syndrom zu unterstützen. Die bestehenden Hilfsangebote sind oft nicht auf die spezifischen Bedürfnisse dieser Menschen ausgerichtet, und die bürokratischen Hürden sind hoch.
Beispiel: Ein junger Mann versucht, Unterstützung durch soziale Dienste zu erhalten. Die langen Wartezeiten und die komplizierten Antragsverfahren machen ihn kraftlos. Er hat das Gefühl, dass ihm niemand wirklich helfen kann und bleibt mit seinen Problemen allein.
Lösungsansätze
- Empathie und Verzicht auf Verurteilung
Es ist absolut nötig, Menschen aus dem Messie-Spektrum nicht zu verurteilen oder zu belehren. Stattdessen sollten wir mit Verständnis auf sie zugehen. Unterstützungsangebote sollten auf die individuellen Bedürfnisse der Betroffenen zugeschnitten sein.
Beispiel: In meiner Arbeit habe ich festgestellt, dass ein einfühlsamer Ansatz viel erfolgreicher ist als standardisierte Ratschläge. Eine junge Frau in meiner Betreuung hat große Fortschritte gemacht nachdem sie in einem geschützten Raum offen über ihre Probleme sprechen konnte. Keine Angst vor Verurteilung haben zu müssen macht Mut und spornt zu Veränderung an.
- Verbesserung der institutionellen Unterstützung
Es braucht eine bessere Koordination und Anpassung der Hilfsangebote. Institutionen sollten flexibler und schneller reagieren, um den spezifischen Bedürfnissen der Menschen mit Messie-oder Vermüllungs-Syndrom gerecht zu werden.
Beispiel: Ein möglicher Ansatz könnte die Einrichtung spezialisierter Anlaufstellen sein, die sich ausschließlich mit dem Messie-Thema befassen und schnelle, unbürokratische Hilfe bieten. Solche Stellen könnten beispielsweise mobile Einsatzteams umfassen, die direkt zu den Betroffenen nach Hause gehen und vor Ort Unterstützung leisten.
Das Vermüllungs- und das Messie-Syndrom ist ein komplexes gesellschaftliches Thema, das durch viele Faktoren verstärkt wird.
„Das Messiesyndrom ist eine Wertbeimessungsstörung. Der Mensch kann dann nicht mehr unterscheiden, was für ihn nützlich ist und was unnütz, was wichtig ist und was nicht, was für ihn schön oder nicht schön ist. Alles ist für ihn existenziell wichtig. Das Vermüllungssyndrom ist ein eigenständiges Krankheitsbild. Es gibt vier unterscheidende Kennzeichen: Bei der Vermüllung ist es feucht, es riecht unangenehm, es schimmelt in der Wohnung und es gibt Ungeziefer in den vier Wänden.“
Veronika Schroeter
Um Betroffenen wirksam zu helfen, müssen wir Empathie zeigen und auf Verurteilung verzichten. Die institutionellen Unterstützungssysteme sollten verbessert und angepasst werden. Nur so können wir die soziale Isolation und die Hilflosigkeit, die mit diesem Syndrom einhergehen, erfolgreich mildern.
Willst du auch wie ich, etwas am Umgang mit diesem Thema verändern? Lass uns darüber reden und Nägel mit Köpfen machen!