Sortieren im Messie-Spektrum

Sortieren im Messie-Spektrum: Entscheidungen kosten Kraft: Beim Aufräumen im Messie-Spektrum geht es nicht nur um Gegenstände. Es geht um Entscheidungen.
Jedes Teil, das in die Hand genommen wird, fordert eine Entscheidung: behalten, weggeben oder entsorgen.

Für das Gehirn ist das Schwerstarbeit. Denn Entscheidungen brauchen Konzentration, Abwägung und oft auch Mut.

Vom Groben ins Feine

Am Anfang mag es leicht erscheinen. Große Dinge, offensichtlicher Müll, kaputte Gegenstände.
Doch je feiner sortiert werden muss, desto größer wird die Belastung.

Vor allem Papiere und Dokumente sind extrem anspruchsvoll. Jeder Zettel muss geprüft werden. Könnte er wichtig sein? Darf er wirklich weg?
Das kostet Zeit und Kraft.

Emotionale Last

Manche Dinge sind neutral. Andere sind voller Erinnerungen.
Fotos, Geschenke, Briefe – sie tragen Gefühle in sich.
Diese Gefühle verstärken den Entscheidungsdruck.
Denn das Gehirn verarbeitet nicht nur Fakten, sondern auch Emotionen.

Was im Gehirn passiert

Eine Entscheidung ist kein einfacher Akt. Sie durchläuft mehrere Stufen:

  1. Wahrnehmung: Der Gegenstand wird gesehen und angefasst.
  2. Abruf von Wissen: Das Gehirn prüft: Was ist das? Brauche ich es? Hat es Wert?
  3. Emotionale Bewertung: Gefühle steigen auf. Freude, Angst, Trauer, Schuld.
  4. Abwägung: Bleiben die Fakten wichtiger oder die Gefühle?
  5. Entschluss: Der finale Schritt. Behalten oder loslassen.

Jede dieser Stufen verbraucht Energie. Besonders wenn viele Gegenstände nacheinander sortiert werden müssen.

So kann ein innerer Ablauf beim Aussortieren aussehen:

Beispiel 1:  Die alte Zeitschrift
Der Klient nimmt eine Zeitschrift in die Hand.
Im Kopf läuft ein Gedankenkreislauf:
„Vielleicht steht noch etwas Interessantes drin. Ich wollte den Artikel doch noch lesen. Wenn ich sie wegwerfe, fehlt mir später etwas.“
Die Entscheidung verzögert sich. Am Ende wird die Zeitschrift wieder hingelegt.

Beispiel 2: Das Kuscheltier
Ein kleines, abgenutztes Kuscheltier taucht aus einer Kiste auf.
Die Gedanken setzen sofort ein:
„Ich habe  es überallhin mitgenommen. Es hat Trost gespendet, wenn ich geweint habe. Wenn ich es weggebe, fühlt es sich an, als würde ich ein Stück meiner Kindheit wegwerfen.“
Das Herz wird schwer, Erinnerungen fluten hoch.
Das Kuscheltier wandert zurück in die Kiste, weil die Bedeutung größer ist als der Platz, den es einnimmt.

Diese Abläufe zeigen: Jeder Gegenstand kann eine ganze Kette an Erinnerungen, Ängsten und Entscheidungen auslösen. Genau das macht den Prozess so anstrengend und langwierig.

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Warum Helfer oft verzweifeln

Wer danebensteht, sieht nur die Langsamkeit. Für Helfer wirkt das zäh, fast unerträglich.
Sie erwarten schnelle Entscheidungen. Doch sie unterschätzen die vielen Vorgänge im Kopf.

Das führt zu Streit. Paare belasten sich, Helfer geben frustriert auf.

Geduld ist der Schlüssel

Damit Sortieren gelingt, braucht es Verständnis.
Jede Entscheidung ist ein kleiner Kraftakt.
Darum ist Geduld keine nette Geste, sondern die wichtigste Voraussetzung für Erfolg.

Tipps für Angehörige und Helfer

Einige Punkte können helfen, das Sortieren leichter zu machen:

  • Kleine Schritte: Nur eine Kiste oder Schublade pro Einheit.
  • Pausen einplanen: Das Gehirn braucht Erholung.
  • Gefühle zulassen: Erinnerungen dürfen Raum bekommen.
  • Neutral bleiben: Kein Drängen, keine Vorwürfe.
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Workshops für Angehörige und Fachkräfte

Wenn du als Angehöriger oder Fachkraft besser verstehen möchtest, was im Kopf von Menschen im Messie-Spektrum passiert, sind meine Workshops genau das Richtige.
Du lernst Strategien, wie du unterstützen kannst, ohne selbst auszubrennen.
Du erfährst, wie Geduld, Struktur und Begleitung Sortierprozesse nachhaltig erleichtern.

Hier findest du alle Infos zu meinen Workshops:

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Mehr Tipps und Anregungen findest du in meinen Blogartikeln.

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