Scham und Unordnung

Viele Menschen, die mit chronischer Unordnung kämpfen, kennen dieses Gefühl nur zu gut: Scham.

Sie schämen sich für ihre Wohnung. Für die vielen Dinge, die sich angesammelt haben. Für das, was Besucher denken könnten. Für sich selbst. Diese Scham ist tief und schmerzhaft und sie hat eine besondere Eigenschaft: Sie wächst im Verborgenen. Oft über Jahre. Und viele wissen gar nicht, woher sie eigentlich kommt.

Wenn Unordnung Scham auslöst

Im Alltag zeigt sich Scham bei Unordnung oft ganz konkret:

  • Die Tür bleibt verschlossen, damit niemand die Wohnung sieht.
  • Gespräche über das Zuhause werden vermieden.
  • Hilfe wird abgelehnt aus Angst vor Verurteilung.

Das Tragische daran: Scham macht einsam. Und je stärker die Scham wird, desto schwerer fällt es, etwas zu verändern. Doch der eigentliche Kern liegt oft nicht in der Unordnung selbst, sondern in alten, frühen Erfahrungen.

Tipps für Kinder von Messie-Eltern einsames Mädchen sitzt am Boden mit Händen vor dem Gesicht, Aufräumcoach, Zürich

Scham entsteht oft schon in der Kindheit

Scham gehört zu den ersten sozialen Gefühlen, die ein Mensch entwickelt. Schon kleine Kinder spüren sehr genau, ob sie mit ihren Bedürfnissen willkommen sind oder nicht. Wenn ein Kind häufig kritisiert, beschämt oder ignoriert wird, entsteht schnell ein schmerzhafter innerer Schluss:
„Mit mir stimmt etwas nicht.“

Beispiele für solche Erfahrungen sind:

  • Beschämung vor anderen („Jetzt schau dir mal dein Zimmer an, das ist ja widerlich!“)
  • Strenge Erziehung ohne Trost oder Verständnis
  • Liebe nur unter Bedingungen („Wenn du brav bist, hab ich dich lieb.“)

Aus solchen Sätzen entwickeln sich frühe Glaubenssätze wie:

  • „Ich bin nicht ordentlich genug.“
  • „Ich bin eine Last.“
  • „Ich bin falsch.“

Diese Botschaften brennen sich tief ein und begleiten viele Menschen ein Leben lang. Auch wenn sie längst erwachsen sind, spüren sie im Alltag noch die alte Scham. Besonders dann, wenn es wieder unordentlich wird.

Scham lähmt und blockiert Veränderung

Scham hat eine starke Wirkung auf unser Verhalten. Sie bringt uns nicht dazu, ins Handeln zu kommen – im Gegenteil:

  • Sie führt zu Rückzug und Selbstzweifeln.
  • Sie verhindert, dass wir um Hilfe bitten.
  • Sie lässt uns glauben, wir müssten „erst einmal alles in Ordnung bringen“, bevor wir sichtbar werden dürfen.

Wer sich schämt, fühlt sich oft klein, falsch und hoffnungslos. Und genau dieses Gefühl blockiert die Kraft, aufzuräumen oder Dinge zu verändern. Nicht aus Faulheit, sondern aus Selbstschutz.

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Der erste Schritt ist Verständnis – nicht ein neues Ordnungssystem

Wenn du selbst betroffen bist, dann möchte ich dir etwas sagen, das wichtig ist:

Die Scham, die du fühlst, ist kein Zeichen von Schwäche.
Sie ist ein Zeichen dafür, dass du in deinem Leben Erfahrungen gemacht hast, in denen du dich nicht gesehen, nicht sicher, nicht willkommen gefühlt hast. Und du bist damit nicht allein.

Veränderung beginnt nicht mit der perfekten Methode oder einem Aufräum-Plan.
Veränderung beginnt damit, dass du dir selbst zuhörst.  Mit Mitgefühl statt Verurteilung. Mit einem neuen Blick: „Aha, da ist wieder diese alte Scham. Kein Wunder, dass es schwer ist.“

Wenn du das erkennst, bist du schon einen großen Schritt weiter.

Du bist nicht falsch, denn dein Gefühl hat eine Geschichte

Scham ist nicht das Ende. Sie ist ein Hinweis darauf, dass da etwas in dir gesehen und verstanden werden möchte. Und manchmal braucht es jemanden, der dich dabei begleitet. Jemanden, der nicht bewertet – sondern zuhört.
Der nicht sagt „Reiß dich zusammen!“ , sondern fragt: „Was brauchst du gerade?“

Wenn du diesen Weg gehen möchtest, bist du herzlich willkommen.
Mit allem, was gerade da ist, auch mit der Scham.

Kostenloses Erstgespräch

Hier findest du einen weiteren Blogartikel über „Scham“

Wenn du unverbindlich die Scham-Hürde überschreiten möchtest, schau gerne bei unseren Vereins-Treffen vorbei! Hier findest du die Termine: https://messie-verein.ch/

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