Das Messie-Syndrom bei Kindern im Kindergarten
Das Messie-Syndrom bei Kindern kann sich schon im Kindergartenalter zeigen. Hier ein Beispiel und 6 Tipps, um damit professionell umzugehen:
Im Kindergarten begegnete mir ein 5 jähriger Junge, der gefährliche Gegenstände wie Glasscherben, Schrauben und Messer mitbrachte. Die Teile waren oft scharf und spitz und stellten eine Gefahr für die Sicherheit der Kinder dar. Diese Schätze sorgten für Begeisterung bei den anderen Kindern, doch das Betreuungspersonal und die Erzieherinnen waren besorgt.
Das Personal nahm dem Kind regelmäßig die gefährlichen Gegenstände weg, um seine Aufmerksamkeit auf andere Weise zu lenken. Diese Massnahmen hatten zur Folge, dass das Kind seine mitgebrachten Schätze im Mund versteckt in den Kindergarten brachte. Er war sehr kreativ und baute ausserhalb des Gebäudes Verstecke für seine verbotenen Dinge, die er in den Pausen heimlich herausnahm.
Dabei kam mir die Idee, eine rote Schatzkiste zu schaffen, in der die gefährlichen Gegenstände aufbewahrt werden konnten. Das Kind war begeistert von der Aufmerksamkeit und akzeptierte die Schatzkiste als Alternative. Nach einer gewissen Zeit hatte sich diese Methode etabliert, und das Kind war zufrieden mit der Vereinbarung, seine Gegenstände in der Schatzkiste aufzubewahren.
Doch während der Ferien räumte eine Schulische Heilpädagogin die rote Schatzkiste aus, ohne das Wissen des Kindes oder eine Absprache mit mir.
Als das Kind nach den Ferien in den Kindergarten zurückkehrte und seine Gegenstände nicht mehr fand, verlor es das Vertrauen in mich und fühlte sich enttäuscht. Diese unerwartete Aktion hatte das Vertrauen, das wir aufgebaut hatten, komplett zerstört.
Beziehungsarbeit und Vertrauensaufbau ist sehr wichtig und muss von allen Beteiligten zu 100% gleichermassen umgesetzt werden, damit ein Erfolg erzielt werden kann.
6 Tipps zum Aufbau von Vertrauen bei Kindern mit Messie-Tendenzen:
- Offene Kommunikation: Sprich mit dem Kind über die Bedeutung der Schatzkiste und erkläre, warum es wichtig ist, gefährliche Gegenstände darin aufzubewahren.
- Konsequente Vereinbarungen: Halte dich zu 100% an Absprachen mit dem Kind und stelle sicher, dass alle Beteiligten (Personal und Eltern) informiert sind.
- Positive Verstärkung: Lobe das Kind für sein kooperatives Verhalten, um es zu ermutigen.
- Einbeziehung: Lass das Kind aktiv an der Verwaltung der Schatzkiste teilnehmen, um es zu motivieren und sein Verantwortungsbewusstsein zu fördern.
- Regelmäßige Reflexion: Überprüfe regelmäßig die getroffenen Vereinbarungen und passe sie bei Bedarf an, um eine effektive Zusammenarbeit zu gewährleisten.
- Geduld und Verständnis: Sei geduldig mit dem Kind und zeige Verständnis für seine Bedürfnisse und Ängste. Baue eine vertrauensvolle Beziehung auf, indem du zuhörst und auf seine Gefühle eingehst.
Mögliche Ursachen für das Messie-Syndrom bei Kindern
- Emotionale Unsicherheit: Kinder, die sich emotional unsicher fühlen, neigen dazu Dinge zu sammeln und zu behalten. Es dient als eine Art Kontrolle über ihre Umgebung.
- Traumatische Erfahrungen: Kinder, die traumatische Erlebnisse durchgemacht haben, wie den Verlust eines geliebten Menschen oder einer wichtigen Bezugsperson, verwenden das Sammeln als Bewältigungsmechanismus .
- Familienstrukturen: Kinder, die in Haushalten aufwachsen, in denen Messie-Verhalten präsent ist, können dieses Verhalten durch Beobachtung und Nachahmung übernehmen.
- Psychologische Gründe: Manche Kinder entwickeln Messie-Tendenzen aufgrund von psychischen Erkrankungen wie Zwangsstörungen (OCD) oder Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS),
- Verlustängste: Die Angst vor Verlust oder Trennung kann dazu führen, dass Kinder Dinge ansammeln, um ein Gefühl von Sicherheit und Beständigkeit zu bewahren. Beispielsweise, wenn ein Geschwisterchen geboren wird oder die Eltern sich scheiden lassen.
- Mangel an Struktur: Ein Mangel an klaren Regeln oder einer geordneten Umgebung kann bei Kindern zu einem Bedürfnis nach Kontrolle führen, was sich in Messie-Verhalten äußern kann.
Das Messi-Syndrom bei Kindern ist ein komplexes Thema, das oft auf tiefere emotionale oder psychologische Ursachen zurückzuführen ist. Der Umgang mit Kindern, die zu Messie-Verhalten neigen, erfordert einfühlsame Ansätze und klare Kommunikation. Maßnahmen wie zum Beispiel die Schaffung einer Schatzkiste können helfen, das Kind in den Prozess einzubeziehen. Es ist relevant, die Ursachen zu erkennen und gegebenenfalls professionelle Hilfe zu suchen. So kann das Kind bestmöglich unterstützt und sein Wohlbefinden gefördert werden.
Bist du und dein Team mit dem Messie-Thema überfordert? Lass uns darüber sprechen oder buche direkt einen Beratungstermin, damit alle bald „am gleichen Strick ziehen“.