Messie-Spektrum – Druck von aussen

Messie-Spektrum – Druck von aussen: Ein Balanceakt für Angehörige

Der Umgang mit dem Messie-Spektrum ist nicht nur für Betroffene eine Herausforderung, sondern auch für ihre Angehörigen. Oft stößt man hier an seine Grenzen, und es ist verständlich, dass die Geduld manchmal aufgebraucht ist. Doch gerade dann, wenn man das Gefühl hat, es müsse sich etwas ändern, sollte man vorsichtig sein. Denn Druck von außen kann oft genau das Gegenteil bewirken.

Warum Druck kontraproduktiv ist

Vielleicht hast du selbst schon erlebt, dass gut gemeinte Ratschläge und sanfter Druck oft nicht fruchten. Stattdessen reagieren Betroffene mit Verweigerung und Abwehr. Das führt nicht selten zu Konflikten und Stress in der Beziehung. Besonders problematisch wird es, wenn das Messie-Syndrom als Hebel in Machtspielen missbraucht wird. Solche Dynamiken zeigen, dass nicht nur der Messie-Klient Hilfe braucht, sondern oft auch der Partner, der verzweifelt versucht, die Situation zu kontrollieren.

Verstehen, dass das Sammeln ein Symptom ist

Fakt ist, dass das Sammeln und Vermüllen Symptome tiefer liegender Probleme sind. Eine echte Veränderung kann nur erfolgen, wenn die betroffene Person bereit ist, die Ursachen ihrer Situation anzugehen. Hier kann eine Therapie unterstützen, um diese Ursachen zu identifizieren und gezielt anzugehen. Du als Angehöriger solltest verstehen, dass keine der betroffenen Personen ihre Unordnung absichtlich herbeiführt.

Hinweis: Ausnahmen bilden Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen. Hier steht weniger die tiefgehende Ursachenforschung im Vordergrund, sondern vielmehr die Schadensbegrenzung, um ihre Sicherheit zu gewährleisten. Das verdeutlicht, dass der Umgang mit dem Messiespektrum stets individuell betrachtet werden muss. 

Drei Messietypen: Verständnis schafft Entlastung

Grundsätzlich unterscheide ich drei Haupttypen im Messie-Spektrum: Sammler, Vermüller und temporäre Messies. Alle eint das Problem, dass sie zu viele Dinge besitzen und Schwierigkeiten haben, diese zu bewältigen. Doch die Unterschiede sind groß und erfordern unterschiedliche Ansätze.
Übrigens gibt es auch unter diesen drei Typen unzählige Mischformen die von den Lebenssituationen und jeweiligen Diagnosen abhängig sind. 

1. Sammler: Das Loslassen fällt schwer

Ein Sammler kann sich nur schwer von Gegenständen trennen, weil jedes Teil für ihn wichtig ist. Dieses Verhalten ist oft zwanghaft und lässt sich nicht einfach durch externe Hilfe lösen. Selbst wenn Sammler sich ihrer Situation bewusst sind, stoßen Therapien oft an ihre Grenzen. Ein langer Prozess, der viel Zeit und Geduld erfordert, ist notwendig. Verstehen hilft hier weiter: Der Sammler handelt nicht aus bösem Willen, sondern aus einer tiefen Angst heraus.

Beispiel: Ein Sammler könnte Schwierigkeiten haben, selbst scheinbar unwichtige Dinge wie alte Zeitungen oder leere Verpackungen wegzuwerfen. Für ihn haben diese Gegenstände einen enormen emotionalen Wert, und die Vorstellung, sie zu verlieren, ist unerträglich. Ein Helfer, der versucht, beim Aussortieren zu unterstützen, könnte auf starken Widerstand stoßen, weil der Sammler fürchtet, dass wichtige Dinge unbemerkt entsorgt werden.

2. Vermüller: Der Alltag entgleitet

Menschen mit einem Vermüllungs-Syndrom verlieren oft die Kontrolle über ihren Alltag und werden von der Menge an Müll in ihrer Umgebung überwältigt. Dies führt nicht nur zu unhygienischen Bedingungen, sondern auch zu einer tiefen Scham, die es Betroffenen schwer macht, Hilfe anzunehmen. Hier ist es entscheidend, die Ursachen – wie Depression, Trauma oder Selbstwertprobleme – zu erkennen und therapeutisch aufzuarbeiten.

Beispiel: Ein Vermüller könnte in einer Wohnung leben, in der Müllsäcke sich stapeln und der Boden kaum noch sichtbar ist. Haustiere könnten in einer solchen Umgebung ebenfalls eine Herausforderung darstellen, da ihre Exkremente nicht regelmäßig entsorgt werden. Die Betroffenen wissen, dass ihre Situation problematisch ist, aber die Scham und der Verlust der Kontrolle machen es schwer, Hilfe zu suchen.

3. Temporäre Messies: Licht am Ende des Tunnels

Ein temporärer Messie hat eine Unordnung in seinen Wohnräumen, die durch eine Krise, wie Krankheit oder Jobverlust, ausgelöst wurde. Doch im Gegensatz zu den anderen Typen besteht hier die Möglichkeit, dass sich die Situation wieder verbessert, wenn die Krise überwunden ist. Das Umfeld zeigt oft mehr Geduld, weil die Ursachen offensichtlich sind und eine Besserung in Sicht ist.

Beispiel: Ein temporärer Messie könnte nach einer Scheidung oder einem Unfall eine Phase durchlaufen, in der der Haushalt vernachlässigt wird. Diese Unordnung könnte über Monate oder sogar Jahre bestehen bleiben, aber es gibt eine gute Chance, dass die betroffene Person, sobald sie die Krise überwunden hat, wieder in der Lage sein wird, ihr Leben und die Ordnung in den Griff zu bekommen. Angehörige und Freunde erkennen die Gründe hinter der Unordnung und können daher eher Verständnis und Geduld aufbringen.

Dein Umgang mit dem Messie-Spektrum

Als Angehöriger eines Menschen im Messie-Spektrum ist es hilfreich, dass du dir der unterschiedlichen Formen und Ursachen bewusst bist. Druck und Vorwürfe helfen nicht weiter, im Gegenteil, sie verschärfen das Problem nur. Stattdessen ist Verständnis gefragt. Begleite die betroffene Person geduldig und unterstützend – und vergiss dabei nicht, auch auf deine eigenen Grenzen zu achten. Ein ausgewogener Umgang mit dem Thema kann helfen, Stress und Konflikte zu minimieren und eine Grundlage für eine mögliche positive Veränderung zu schaffen.

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