Menschen im Messie Spektrum kennen den sogenannten Future Fake gut: den Moment, in dem Einkaufen wie eine Lösung wirkt. Kennst du den Gedanken: Wenn ich das habe, wird alles besser? Der sogenannte Future Fake ist eine Falle der Hoffnung. Er fühlt sich an, als würdest du gerade dein Leben verbessern. Genau das macht ihn so tückisch.
Was ist ein Future Fake?
Ein Future Fake entsteht, wenn du glaubst, ein Kauf könne dein Leben grundlegend verändern.
Zum Beispiel:
- Wenn ich das Kleid habe, fühle ich mich endlich wohl.
- Wenn ich das Werkzeug kaufe, kann ich endlich Ordnung schaffen.
- Wenn ich das Regal habe, wird alles übersichtlich.
Hinter diesen Gedanken steckt etwas sehr Menschliches: Hoffnung, Selbstwirksamkeit und der Wunsch nach Veränderung. Nur hält das gute Gefühl meist nicht lange an.
Warum sich der Future Fake so echt anfühlt
Beim Kaufen wird in deinem Gehirn Dopamin ausgeschüttet. Es ist der Botenstoff für Motivation und Belohnung.
Das passiert dabei:
- Dopamin steigt schon in der Erwartung, nicht erst beim Kauf.
- Du spürst Vorfreude und glaubst, gleich etwas Wichtiges zu erreichen.
- Dieses Gefühl kann süchtig machen, weil es kurzzeitig Kontrolle und Glück gibt.
- Nach dem Kauf fällt der Dopaminspiegel ab, das Hochgefühl verschwindet.
- Um es wiederzuerleben, willst du bald etwas Neues kaufen.
So entsteht ein Kreislauf: Hoffnung – Kauf – Ernüchterung – neuer Kauf.
Wenn Hoffnung sich stapelt
Mit der Zeit häufen sich Dinge, die eigentlich Hoffnungsträger waren. Werkzeuge, Kleidung, Wolle, Regale… Alles Symbole eines besseren Lebens, das noch nicht begonnen hat.
Beim Aufräumen siehst du plötzlich, wie viel sich angesammelt hat. Und wie viel Geld und Energie in diesen Future Fake geflossen sind.
Alles, was sichtbar herumliegt, erinnert dich daran, dass du es nicht geschafft hast.
Jeder Gegenstand wird zu einem stillen Beweis für den Versuch, dich selbst zu verändern und daran zu scheitern.
Das zu verdrängen kostet unendlich viel Kraft. Viele Menschen im Messie Spektrum sind deswegen permanent erschöpft, ohne genau zu wissen, warum.
Oft kommt dann Frust oder Selbstverurteilung. Doch in Wahrheit war jeder Kauf ein Versuch, dich selbst zu stützen.

Drei Beispiele aus dem Alltag
- Markus und die Werkstatt, die nie fertig wurde
Markus kauft Werkzeug, weil er sich eine perfekte Werkstatt wünscht. Jedes neue Gerät fühlt sich an wie ein Schritt in Richtung Ordnung. Doch gebaut wird kaum. Die Hoffnung steht im Regal.
Was Markus anders machen könnte:
Er könnte sich fragen, was die Werkstatt für ihn bedeutet – Kontrolle, Stolz oder Ruhe. Statt weiter einzukaufen, könnte er ein kleines Projekt umsetzen. Eine Schublade sortieren. Ein Regal montieren. So erlebt er echte Selbstwirksamkeit.
- Ruth und die ungestrickten Pullover
Ruth kauft Wolle, weil sie ihren Enkeln Pullover schenken möchte. Doch ihre Hände tun weh, das Stricken fällt ihr schwer. Die Wolle wird zum Symbol dessen, was sie nicht mehr kann.
Was Ruth anders machen könnte:
Sie könnte sich bewusst machen, dass ihre Liebe nicht an die Wolle gebunden ist. Vielleicht bastelt sie mit den Enkeln oder verschenkt die Wolle. Das zeigt: Zuwendung kann viele Formen haben.
- Peter und die Kisten seiner Mutter
Peters Mutter ist ins Altersheim gezogen. Er kauft Regale und Kisten, um ihre Sachen aufzubewahren. Vielleicht braucht sie sie noch, denkt er. Doch die Wohnung wird immer voller.
Was Peter anders machen könnte:
Er könnte sich fragen, wovor er sich schützt: Vor Verlust, Schuld oder Leere? Mit Unterstützung könnte er gemeinsam mit seiner Mutter auswählen, was bleibt. Ein Erinnerungsstück oder ein Foto davon kann reichen.

Wie du den Kreislauf durchbrichst
- Erkenne den Moment. Wenn du etwas kaufen willst, frag dich: „Was verspreche ich mir wirklich davon?“
- Mach Mini-Schritte. Veränderung entsteht durchs Tun, nicht durchs Kaufen. Ein kleiner, echter Erfolg zählt mehr als ein neuer Gegenstand.
- Sei freundlich zu dir. Future Fakes sind kein Zeichen von Schwäche. Sie zeigen, dass du Hoffnung hast. Diese Energie kannst du für echte Veränderung nutzen.
Also: Future Fakes sind keine Lügen, sondern Versuche, dir selbst zu helfen.
Wenn du verstehst, was dahinter steckt, kannst du die Energie daraus nutzen.
Nicht, um mehr zu kaufen, sondern um Schritt für Schritt wirklich ins Handeln zu kommen.
Begleitung auf deinem Weg: Ordnung beginnt nicht im Regal, sondern in dir.
Wenn du bereit bist, dich liebevoll auf deinen eigenen Weg zu machen, unterstütze ich dich gern dabei.
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