Alarmbereitschaft trotz Erschöpfung

Es gibt Zustände, die von außen kaum jemand sehen kann. Einer davon ist die ständige Alarmbereitschaft trotz Erschöpfung. Von innen fühlt es sich an, als würde dein Körper immer auf „Habacht“ stehen, als wäre irgendwo eine unsichtbare Gefahr, die gleich auf dich zukommt. Egal wie müde du bist, egal wie sehr du dich nach Ruhe sehnst: der innere Alarm bleibt eingeschaltet.

Wenn der Körper nicht zur Ruhe kommt

Vielleicht kennst du dieses Gefühl: Dein Körper schreit nach Schlaf, deine Muskeln sind schwer, deine Gedanken überladen. Doch kaum liegst du im Bett oder setzt dich hin, geht es im Kopf erst richtig los. Sorgen, Listen und alte Erinnerungen tauchen auf. Die innere Unruhe wird stärker, anstatt leiser zu werden.

Dieser Zustand frisst Energie. Alles fühlt sich anstrengender an: ein Telefongespräch, ein Einkauf, selbst eine kleine Entscheidung wie „Soll ich die Post aufmachen oder nicht?“ kann überwältigend wirken. Manchmal fragst du dich vielleicht sogar, wie du den Tag eigentlich überstehen sollst.

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Was das im Messie-Spektrum bedeutet

Für Menschen im Messie-Spektrum ist diese innere Alarmbereitschaft trotz Erschöpfung oft ein ständiger Begleiter. Es sind nicht nur die sichtbaren Dinge in der Wohnung, die belasten. Es ist vor allem die innere Anspannung, die nie nachlässt:

  • „Was, wenn plötzlich jemand vor der Tür steht?“
  • „Ich muss dringend etwas tun, aber ich schaffe es nicht.“
  • „Alle anderen kriegen das hin, nur ich nicht.“

Diese Gedanken wirken wie kleine Funken, die immer wieder den Alarm auslösen. Statt zur Ruhe zu kommen, bleibt das Nervensystem im Ausnahmezustand. Dauerstress blockiert die Fähigkeit, klar zu denken und einfache Schritte zu gehen. Je länger dieser Stillstand anhält, desto stärker werden Scham, Selbstvorwürfe und Erschöpfung.

Es entsteht ein Kreislauf: Alarm, Erschöpfung, Stillstand, noch mehr Alarm.

Wie sich das anfühlt

Von außen mag es aussehen, als würde „einfach nichts passieren“. Doch innen drin tobt ein Sturm. Stell dir vor, du sitzt in einem Auto, bei dem das Gaspedal klemmt. Der Motor heult, die Reifen drehen durch, aber das Auto bewegt sich nicht. Genau so kann sich die innere Alarmbereitschaft trotz Erschöpfung anfühlen: Du verbrennst Energie, ohne voranzukommen.

Entlastung darf klein und unspektakulär sein

Wenn man in diesem Kreislauf steckt, klingt der Gedanke an Aufräumen oder an große Veränderungen fast unmöglich. Darum ist es wichtig, Entlastung auf eine andere Weise zu suchen. Nicht, indem man sofort alles schafft, sondern indem man den Alarm für kurze Augenblicke leiser dreht.

Das kann zum Beispiel sein:

  • sich an einen Ort setzen, der Sicherheit ausstrahlt, vielleicht ein Lieblingssessel oder eine gemütliche Ecke,
  • den Blick bewusst nach draußen richten, um die Aufmerksamkeit aus der Gedankenspirale zu holen,
  • oder sich erlauben, für einen Moment nichts zu tun, ohne sich dafür zu verurteilen.

Diese Pausen sind wie kleine Atemlöcher in einer dicken Wand. Von außen wirken sie unscheinbar, aber für das Nervensystem sind sie eine Möglichkeit, Kraft zurückzugewinnen.

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Was Angehörige und Fachleute tun können

Von außen gesehen wirkt die Situation oft unverständlich. Warum wird nicht einfach aufgeräumt? Warum scheint es so schwer, einen Schritt nach dem anderen zu gehen? Genau hier braucht es Verständnis statt Druck.

Hilfreich ist:

  • Geduld zeigen: Alarmbereitschaft trotz Erschöpfung ist keine Einbildung, sondern ein echter Notzustand.
  • Kleine Signale würdigen: Manchmal ist schon das Öffnen einer Schublade oder das Gespräch über Gefühle ein wichtiger Schritt.
  • Ruhe vermitteln: Anstatt anzutreiben, hilft es, eine Atmosphäre der Sicherheit zu schaffen.
  • Zuhören: Oft ist es wertvoller, einfach da zu sein, als sofort Lösungen parat zu haben.

Manchmal reicht es schon, wenn ein Mensch in deiner Nähe spürbar ruhig bleibt. Dieses Gefühl kann den Alarm leiser werden lassen, weil das Nervensystem sich daran orientiert.

Zusammengefasst:

Dauerstress verstärkt Scham und Stillstand, während die innere Anspannung wächst. Doch sie ist kein Dauerzustand, dem man ausgeliefert ist. Schon kleine Momente der Entlastung, sei es durch Atemübung, Blickwechsel oder eine freundliche Haltung zu sich selbst, geben dem Körper die Chance, herunterzufahren.

Und wenn Angehörige oder Fachleute mit Geduld und Ruhe begleiten, entsteht Raum für Vertrauen. In diesen kurzen Augenblicken wird der Alarm leiser und damit werden die ersten Schritte in Richtung Ordnung überhaupt wieder möglich.

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